FAQ: Gaffer
Gaffer sind laut Definition schaulustige Personen, die an Unfallstellen dem Geschehen zuschauen. Die genaue Bedeutung erklären wir hier.
Das Strafmaß beim Gaffen richtet sich danach, ob es sich um eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat handelt. Sanktionen reichen von Geldbußen bis hin zu Freiheitsstrafen. Diese Tabelle listet die unterschiedlichen Tatbestände.
Ja, verstoßen Gaffer gegen Paragraf 201a StGB, droht ihnen möglicherweise eine Freiheitsstrafe. Beispiele für Urteile gegen Gaffer sind in dieser Liste aufgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Gaffer?
Gaffen bedeutet laut Definition so viel wie jemanden sensationslustig anstarren oder ein Geschehen mitverfolgen. Der Begriff hat eine negative bzw. abwertende Bedeutung. „Gaffer“ wird häufig in Bezug auf Personen benutzt, die bei einem Unfall als Schaulustige stehenbleiben, anstatt Hilfe zu leisten.
Die Neugierde, ein Geschehen mitzuverfolgen ist dem Menschen angeboren. Dies kann aber ganz schnell zum Problem werden. Behindern Gaffer bei einem Unfall die Rettungsdienste dabei, zum Unfallort zu gelangen, begehen sie eine Ordnungswidrigkeit. In extremen Fällen machen sie sich sogar strafbar.
Kann man Gaffer anzeigen?
Ja, Personen die Zeugen eines Gaffer-Vorfalls sind, können diesen bei der Polizei melden. Informationen wie das Kennzeichen des Autos oder eine Beschreibung der Person und deren Tat sind dabei hilfreich.
Was passiert, wenn Gaffer die Einsatzkräfte behindern?
Eine Ordnungswidrigkeit liegt beispielsweise vor, wenn die Gaffer die Rettungskräfte behindern oder sie keine Rettungsgasse bilden. Dabei drohen Geldstrafen, Punkte in Flensburg oder sogar Fahrverbote. Das Bußgeld für bloßes Gaffen kann gemäß OWiG bereits bis zu 1.000 € betragen.
Folgende Tabelle veranschaulicht, welche Sanktionen auf Autofahrer zukommen, wenn sie Einsatzkräfte behindern.
Verstoß | Bußgeld für Gaffer | Punkte in Flensburg | Fahrverbot | Lohnt ein Einspruch? |
---|---|---|---|---|
Keine Rettungsgasse gebildet | 200 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
… mit Behinderung | 240 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
… mit Gefährdung | 280 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
… mit Unfallfolge | 320 € | 2 | 1 Monat | Hier prüfen ** |
Gaffen als Ordnungswidrigkeit (OWi) | zwischen 20 € und 1.000 € | / | / |
Wann begehen Schaulustige eine Straftat?
Das Strafgesetzbuch legt fest, wann das Gaffen als Straftat eingestuft wird. Bei Tatbeständen laut StGB ist die Strafe für Gaffer deutlich höher im Vergleich zu den oben genannten Verstößen.
Gemäß § 323c StGB machen sich Personen strafbar, die bei einem Unfall die Hilfeleistung unterlassen, obwohl es erforderlich und zumutbar ist. Ebenso machen sich Gaffer strafbar, wenn sie einen anderen Menschen an der Hilfeleistung hindern.
Paragraph 201a StGB regelt was einem Gaffer als Strafe droht, wenn das Geschehen fotografiert oder gefilmt wird. Selbst wenn diese Aufnahmen nicht verbreitet werden, handelt es sich bereits um eine Straftat.
Straftat | Konsequenz |
---|---|
Unterlassene Hilfeleistung | Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder Geldstrafe |
Behinderung von Personen, die Hilfe leisten möchten | Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder Geldstrafe |
Fotos oder Videos einer hilflosen Person | Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe |
Fotos oder Videos einer verstorbenen Person | Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe |
Fotos oder Videos Dritten zugänglich machen | Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe |
Wichtig zu wissen: § 201a StGB ist ein Antragsdelikt. Das bedeutet, dass Strafverfolgungsbehörden die in § 201a enthaltenen Straftaten ohne Strafantrag verfolgen können.
Strafrechtliche Urteile gegen Gaffer
In Deutschland haben verschiedene Gerichte gaffende Personen bereits strafrechtlich verurteilt. Dabei ist es egal ob der Tatbestand die unterlassene Hilfeleistung oder die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen ist.
Ob es sich beim Urteil um eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe handelt, hängt von der jeweiligen Situation ab. Folgende Beispiele veranschaulichen die rechtlichen Konsequenzen des Gaffens.
- In einem Urteil des Amtsgerichts in Bremerhaven wurde einem 21-jährigen eine Geldstrafe verhängt. Der Tatbestand war, dass er ein Video einer schwer verletzten Frau, die Opfer eines Verkehrsunfalls war, zugeschickt bekommen hat und daraufhin weiterverbreitet hat. Obwohl er nicht am Unfallort anwesend war, spielte er eine Rolle bei der Verbreitung des Videos. Durch sein Verhalten verletzte er den höchstpersönlichen Lebensbereich des Opfers. Das Urteil für den 21-jährigen: eine Geldstrafe von 1.500 €.
- In Bremervörde entschied sich das Amtsgericht in einem Fall sogar für eine Freiheitsstrafe. Der Grund dafür: Der Hauptangeklagte und seine Brüder waren Zeugen eines Verkehrsunfalls. Allerdings waren sie nicht nur schaulustig, sondern gerieten mit den Polizisten am Unfallort aneinander. Der Hauptangeklagte wurde zu vier Monaten im Gefängnis verurteilt. Außerdem musste er eine Gelstrafe von 500 € bezahlen.
Wie sollten Zeugen eines Unfalls richtig handeln?
Personen, die Zeugen eines Unfalls werden, sind schnell von der Neugier gepackt. Damit damit sie aber nicht selbst zum Gaffer werden, ist folgendes Verhalten ratsam:
- In erster Linie ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.
- Wenn möglich und zumutbar, sollten Zeugen erste Hilfe leisten. Diese dürfen sich dabei jedoch niemals selbst in Gefahr begeben.
- Es ist wichtig, den Notruf über den Unfall zu informieren und die wichtigsten Informationen mitzuteilen.
- Passiert der Unfall auf der Autobahn, muss eine Rettungsgasse gebildet werden, damit Einsatzkräfte schnell zum Ort des Unfalls gelangen können.
- Sobald die Rettungskräfte eintreffen, müssen Zeugen den Unfallort verlassen oder räumen, damit die Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit nicht behindert werden.
Der Kurzfilm „Sei kein Gaffer“ auf YouTube hat die Blickfänger Filmproduktion zur Aufklärung erstellt. Das Video erklärt die verheerenden Folgen des Gaffens.
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